Ob nun für die Rohkost oder eine andere gesundheitsbewusste Küche – es gibt wohl kaum ein kostengünstigeres Lebensmittel, das zudem lecker, gesund und einfach selbst herzustellen ist wie Sprossen. Ein Blick auf dieses faszinierende Kraftwerk lohnt sich nicht nur für Rohköstler, sondern auch für Veganer und Vegetarier.
Nährstoffdichte und gesundheitliche Vorteile von Sprossen
Sprossen bieten eine Fülle an lebenswichtigen Aminosäuren, Fettsäuren, natürlichen Kohlenhydraten und vielen Mineralien, besonders wenn man verschiedene Sorten konsumiert. Sie sind zudem eine ausgezeichnete Quelle für Vitamine und Enzyme. Durch den Keimungsprozess werden die Nährstoffe in den Samen leichter verfügbar gemacht, was Sprossen zu einem äußerst nährstoffreichen Lebensmittel macht.
Proteingehalt und Verdauungsfreundlichkeit
Ein besonders bemerkenswerter Aspekt ist, dass gekeimte Hülsenfrüchte tatsächlich einen höheren Proteinanteil haben können als einige Fleischsorten. Da Sprossen durch die Keimung quasi vorverdaut sind, sind sie zudem leichter verdaulich und ihre Nährstoffe werden vom Körper effizienter aufgenommen.
Konzentration von sekundären Pflanzenstoffen
Brokkolisprossen enthalten mehr gesundheitsfördernde Stoffe als ausgewachsener Brokkoli. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Brokkolisprossen hohe Konzentrationen an Sulforaphan, einer krebshemmenden Verbindung, aufweisen. Diese Substanz kann helfen, gefährliche Bakterien wie Helicobacter pylori zu bekämpfen, die unter anderem Magenkrebs verursachen können. Sulforaphan kann auch den Körper vor Entzündungen und schädlichen Veränderungen im Erbgut schützen.
Anbau und Verwendung
Das Ziehen von Sprossen zu Hause ist kinderleicht. Saaten gibt es in jedem Biomarkt oder in bioaffinen Drogerien. Meistens steht auf der Packung direkt wie lange die Saaten eingeweicht und wie viele Tage gekeimt werden müssen, bevor sie verzehrsbereit sind. Für Anfänger empfehlen wir Alfalfa, Bockshornklee, Kresse, Radieschen oder Mungobohnen. Sie lassen sich in Salaten, als Topping auf Suppen, Brote, Wraps oder pur als Snack verwenden.
Historische Bedeutung
Die Verwendung von Sprossen ist kein Phänomen der Neuzeit. Bereits in chinesischen Schriften um das Jahr 2939 v. Chr. wird der Gebrauch von Sprossen erwähnt. Samensprösslinge bilden einen wichtigen Teil der Nahrung des Hunza-Volkes im Himalaya. Und im 18. Jahrhundert setzte die britische Marine Sprossen gegen Skorbut ein.
Anleitung zum Sprossen ziehen
Hier ist eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man Sprossen zu Hause zieht:
Materialien
- Sprossensamen (z.B. Alfalfa, Bockshornklee, Kresse (siehe Tipps), Radieschen, Mungobohnen)
- Ein Keimglas oder ein großes Einmachglas mit Siebdeckel (alternativ: ein Glas mit einem Tülltuch und einem Gummiband)
- Frisches, gefiltertes Wasser
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Samen einweichen
- Wähle die gewünschten Sprossensamen und messe die benötigte Menge ab. In der Regel reicht 1-2 Esslöffel Samen pro Glas.
- Gib die Samen in das Keimglas oder Einmachglas.
- Fülle das Glas mit Wasser und lass die Samen einweichen. Die Einlegedauer variiert je nach Samenart (siehe Anleitung auf der Verpackung). Ich lasse sie meist über Nacht oder von morgens bis Abends einweichen.
2. Abgießen und Spülen
- Nach der Einlegedauer das Wasser abgießen und die Samen erneut mit frischem Wasser spülen.
- Das Glas schräg stellen, sodass überschüssiges Wasser ablaufen kann und Luftzirkulation gewährleistet ist.
3. Tägliches Spülen
- Spüle die Samen 2-3 Mal täglich mit frischem Wasser.
- Nach jedem Spülen das Glas schräg stellen, um das Wasser ablaufen zu lassen.
- Halte die Samen feucht, aber nicht nass, um Schimmelbildung zu vermeiden.
4. Ernte und Aufbewahrung
- Sobald die Sprossen ihre optimale Größe erreicht haben (in der Regel nach 3-7 Tagen), sind sie verzehrbereit.
- Lege ein Küchentuch in einen luftdichten Behälter und gib die trockenen Sprossen darauf, schliesse den Deckel und bewahre sie im Kühlschrank auf.
- Verbrauche die Sprossen innerhalb weniger Tage für maximale Frische und Nährstoffgehalt.
Tipps und Tricks
- Verwende nur Sprossensamen aus biologischem Anbau, um sicherzustellen, dass sie frei von chemischen Rückständen sind.
- Keimgläser und Keimschalen regelmäßig reinigen, um Schimmelbildung zu vermeiden.
- Bei der Verwendung von Kresse lieber Keimschalen verwenden, da diese Samen beim Einweichen Schleim bilden.
Mit dieser Anleitung kannst du problemlos Sprossen zu Hause ziehen und von ihren gesundheitlichen Vorteilen profitieren. Viel Spaß beim Keimen!