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Wie vier Hühner ein neues Zuhause fanden

Wie vier Hühner ein neues Zuhause fanden 1

Unser neues Leben mit 4 geretteten Hühnern

Nun ist es also so weit. Die Zeit ist gekommen morgens noch mit Schlafanzug in die Gummistiefel zu schlüpfen, um bei Wind und Wetter nach draußen zu stapfen. Immer Strohreste im Kofferraum unseres Autos und der regelmäßige Besuch bei der hiesigen Mühle oder dem „grünen Warenhaus“, wie sie bei uns heißt. Denn seit vergangenen Sonntag sind wir stolze Besitzer von 4 charmanten Hennen, die wir aus einer Rettungsaktion bekommen haben und die nun bei uns ihr neues zu Hause gefunden haben.

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Gummistiefel stehen bereit!

Als wir vor mittlerweile fast vier Jahren unsere alte Dorfschule auf dem Land bezogen, wussten wir bereits, dass wir eines Tages Hühner haben wollten. Denn wir lieben dieses witzige und charmante Federvieh, mögen wie die Hühner gurren und scharren und neugierig umherlaufen. Außerdem vertreten wir ganz grundsätzlich die Überzeugung, dass das Zusammenleben mit Tieren ein sehr natürlicher Zustand ist. Ich bin mit Tieren groß geworden. Mit Hunden, Katzen, Hühnern, Gänsen, Kaninchen und sogar einer Ziege. Ich könnte euch unendlich viele Geschichten erzählen! Als Kind war es für mich selbstverständlich, dass die Tiere da waren. Sie waren unsere Freunde und eigentlich haben meine Geschwister und ich täglich mit ihnen zu tun gehabt – sie gefüttert, mit ihnen gespielt, uns von ihnen trösten lassen, sie mit Spannung beobachtet. Und so manchen Streich gespielt.

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Ute, 2 Jahre alt
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Ute mit Papa und Gänseküken

Mensch und Tier im Einklang?

Manche sagen, Tiere zu halten sei Ausbeutung. Wir denken, dass es auf das Verständnis ankommt, das man gegenüber den Tieren einnimmt und darauf, wie sich das Zusammenleben gestaltet. Heute beobachte ich unsere Tochter Karla und bin fasziniert von ihrem natürlichen Interesse an Tieren, von ihrer Faszination, ihrer Empathie, aber auch ihrem Respekt. Für mich eine Bestätigung meiner eigenen Kindheits-Erfahrungen und die Bestärkung des Wunsches, unseren Kindern eine ebenso schöne Kindheit zu ermöglichen. Kennt ihr Pettersson und Findus, den alten Mann und seine Katze? So stellen wir uns das Zusammenleben von Mensch und Tier vor. Respektvoll, mit einer ordentlichen Portion Spaß!

Der Tag der Übergabe

Der Tag Sonntag war sehr aufregend. Früh morgens habe ich mich auf dem Weg zum Hamburger Tierheim gemacht, wo der Treffpunkt für die Übergabe der Hühner war. Noch früher am Morgen wurden diese mit über 300 weiteren Hennen von einem Geflügelhof geholt, wo sie mit ihren jungen 15 Monaten bereits ausgedient hatten und fertig für die Schlachtung waren. Hinter dieser Aktion steckt der Verein „Rettet das Huhn“, an den wir uns Monate zuvor gewendet und vereinbart hatten, dass wir 4 Hühner aufnehmen würden. Lange hatten wir uns schon auf diesen Tag vorbereitet. Haben mit meinem Vater gesprochen, der viel Erfahrung in der Hühnerhaltung hat, Bücher gelesen, einen Stall gebaut und ein Gehege. Stellt euch vor, in einem Bücher-Antiquariat fand meine Mutter sogar ein Kinderbuch, in dem ein Mann eine Legehenne aufnimmt. Die Geschichte erzählt auf rührende und witzige Weise, wie das Huhn zum ersten Mal die Welt außerhalb des Käfigs entdeckt.

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Lieblings-Buch! ♥
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Eine Henne entdeckt die Welt außerhalb des Käfigs.

Tolle Menschen in einer schiefen Welt

Am Treffpunkt angekommen war von den Hühnern noch nichts zu sehen. Stattdessen traf ich auf andere Menschen, die an diesem Tag aus dem gleichen Grund wie ich das Tierheim aufgesucht hatten. Und wie es der Zufall so wollte, waren ehemalige Nachbarn dabei, die noch vor zwei Jahren direkt neben uns wohnten, die wir aber gar nicht wirklich kennengelernt hatten. Und wie es der Zufall nochmal so wollte, war auch Stephanie darunter, die aus unserem Dorfkommt. Mit einem alten Haus und einer Gartenleidenschaft. Und einem Blog dazu! Die Kontakte wurden natürlich ausgetauscht! Nette Gespräche, Austausch, lachen, gemeinsame Vorfreude und das Gefühl von Verbundenheit.

Und dann kam der Wagen mit den Hühnern. Ein emotionaler Moment. Plötzlich wurde das Bewusstsein in mir so groß, dass in dieser Welt gehörig etwas schief läuft. Und dass diese Welt, in der gehörig etwas schief läuft, so riesengroß ist und diese Handvoll Menschen, die hier auf ihre Hühner warteten, um ihnen ein neues und liebevolles zu Hause zu geben, so klein dagegen. Als ich die Hühner sah und mir unsere Hühner übergeben wurden, fragte ich mich wirklich, wie es sein kann, dass Menschen so unreflektiert, im wahrsten Sinne „bewusstlos“ kaufen und konsumieren. Dass so etwas möglich ist. Mit einem etwas schweren Gefühl verließ ich also den Ort der Übergabe und machte mich mit den Hennen im Kofferraum auf den Weg nach Hause. Diese waren ganz ruhig, als wüssten sie, dass nun alles gut werden würde.

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Die Hühner sind da!
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„Rettet das Huhn“, der wunderbare Verein hinter der Aktion.
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Auf dem Weg zum neuen Zuhause.

Fehlt nur noch „Kikeriki“!

Und nun haben wir unsere Hühner-Damen vier Tage! Sie stehen nicht voll in ihrer Kraft, sehen etwas mitgenommen aus, scheinen ihre Vergangenheit als Legehennen aber erstaunlich gut überstanden zu haben. Sie haben ihren eigenen Kopf, sind ganz neugierig, nehmen ihren Stall und ihr Gehege wie selbstverständlich an und erkunden ihre neue Umgebung. Eine der Hennen liebt es bereits jetzt, über den Zaun zu fliegen und die Gegend drumherum zu entdecken. Wir alle haben die 4 Hennen schon in unser Herz geschlossen. Naja, nur unsere Katze ist etwas beleidigt. Aber da gibt sich sicher bald! Haben sich die Hennen bei uns eingewöhnt, denken wir über einen passenden Hahn nach, der den Damen sicher gut tun würde. Und ein bisschen Kikeriki vor der Haustür hat noch niemandem geschadet! 😉

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Stroh im Auto – wir kommen halt vom Land!
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Der erste Tag.
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Frei laufende Hühner – als wären sie niemals woanders gewesen!
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Neugierig entdecken die Hennen ihre neue Welt!
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Nur die Katze weiß noch nicht genau, was sie denken soll… 😉

… und die Eier?

Unsere Nachbarn freuen sich schon über frische Eier von gegenüber! Wir selbst möchten die Eier nicht essen, denn immerhin wurden die Hühner konventionell gehalten und gefüttert. Aus rein ethischer Sicht halten wir es allerdings für vertretbar, die (rohen) Eier unserer Hühner zu essen. Wir werden es in Zukunft einfach auf uns zu kommen lassen und schauen, was unsere innere Stimme dazu sagt!

Links


Der NDR Hallo Niedersachsen berichtet über die Ausstallung der Hennen.

Den Bericht von Stephanie findet ihr hier!

Besucht uns doch auf Facebook!

 

 

7 Gedanken zu „Wie vier Hühner ein neues Zuhause fanden“

  1. Pingback: „Papa hat neue Hühner geholt!“ Unsere zweite Hühner-Rettung – Nordisch Roh

  2. schnief. ich möchte auch soooo gern hühner. aber da würde unser vermieter im dreieck springen, bei seinem teuren rollrasen. da müssen wir noch warten, bis wir mal was eigenes haben….

  3. Gut habt Ihr das gemacht!
    Ich habe selbst Enten und Ziegen und natürlich auch Katzen. Darunter auch immer Tiere, die irgendwo „übrig“ waren und ein neues Zuhause suchten. Über unser Ziegenprojekt, den Erhalt einer alten, vom Aussterben bedrohten südtiroler Ziegenrasse, gibt es eine Webseite:www.passeirer.de
    Mich findet Ihr unter „Anne-Marie“ 🙂

  4. Der Artikel hat mich sehr bewegt. Ihr weist auf Dinge hin, die nicht in Ordnung sind und man spürt beim Lesen (und auch bei Euren Rezepten), dass in dieser Welt etwas grundsätzlich nicht in Ordnung ist. Ich wünsche euch viele schöne Erlebnisse mit den Hühnern, ich finde diese übrigens total hübsch 🙂

  5. Richtig schön. Eure Kinder wachsen in einer intakten dörflichen Umgebung auf. Ich hätte auch gern Hühner, habe aber keine Möglichkeit ihnen ein ordentliches Zuhause zu geben. Dafür erfreue ich mich an meinen Bienen (bin Imkerin) und den Vögeln im Garten (Parzelle in einem Kleingartenverein).
    Viele schöne Erlebnisse mit den Hühnern wünsche ich Euch.

  6. Pingback: Gerettete Hühner | Fiefhusen

  7. Liebe Ute, ein sehr schöner Artikel aus eurem Leben!

    Auch ich bin der Meinung, dass Tiere gerade auch für Kinder etwas sehr wertvolles sind. Unsere Tochter hat 4 Kaninchen, die frei im Garten herumlaufen. Wirklich ohne Zaun. Nach ein paar Stunden kommen sie auf ihr Kommando wieder fröhlich in ihren Stall. Das ist doch wahres Vertrauen.
    Viel Freude mit euren Hühnern. LG Antje

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